Warenkorb

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Warenkorb

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Wissenswertes über Faszien

Julian 5. Juni 2020

Definition

Es gibt keine einheitliche Definition des Begriffs “Faszie”.

Uneinigkeit besteht auch darüber, welche Strukturen zur Definition von Faszien gehören und welche nicht.1-4

Eigenschaften

Faszien haben folgende Eigenschaften:

  • sie sind Hüllschichten und zusätzliche Ansatzpunkte für Muskeln,
  • sie unterstützen die Muskelpumpe,
  • sie schützen Gefäße,
  • sie sind eine Barriere gegen Infektionen,
  • sie übertragen Muskelkräfte,
  • sie können sich entzünden,
  • sie haben Nozizeptoren,
  • sie spielen eine Rolle bei der Propriozeption.5-17

Myofasziale Ketten

Es gibt Hinweise auf die Existenz von myofaszialen Ketten nach Meyers.18

So besteht starke Evidenz für die oberflächliche Rückenlinie, funktionelle Rückenlinie und funktionelle Frontlinie. Moderate bis starke Evidenz für Teile der Spirallinie und lateralen Linie. Keine Evidenz dagegen für die oberflächliche Frontlinie.19

Für die obere Extremität konnten drei Ketten identifiziert werden: ventrale Armkette, laterale Armkette, dorsale Armkette. Keine entspricht den Ketten nach Meyers.20

Die identifizierten myofaszialen Ketten könnten als Kraftübertragungsmechanismen zwischen zwei oder mehreren myofaszialen Ketten-Komponenten wirken. Jedoch muss dies erst weiter untersucht werden. Kräfte werden aber nicht nur entlang dieser Ketten, sondern in multiple Richtungen übertragen.20

Ein Zusammenhang zwischen der Entstehung von Krankheiten und den myofaszialen Ketten erscheint interessant, ist jedoch  nicht durch ausreichende Forschung belegt.

Wie könnten Faszientherapien wirken?

Mechanische Mechanismen (Adhäsionen, Thixotropie, Piezoelektrizität, Faszienentzündung, gestörter Fluss von Gewebeflüssigkeiten in der Faszie), die die Wirksamkeit der Faszientherapie erklären sollen, sind wissenschaftlich nicht haltbar.21-25

Neurophysiologische Mechanismen scheinen die Funktionsweise der Faszientherapie besser zu erklären. Allerdings gibt es derzeit keine belastbaren Belege bzgl. der exakten Wirkungsweise.26-30, 22

Die angenommenen anatomischen Veränderungen, die mit manuellen Mitteln herbeigeführt wurden, sind praktisch unerreichbar.49 Die durch manuelle Techniken erzeugten Kräfte und die klassische Dauer der Exposition liegen weit unterhalb der Schwelle, die für langfristige adaptive Veränderungen erforderlich ist. 52 Gewebe haben Belastungs-/Anpassungsschwellen, die oft ein Vielfaches der Kräfte betragen, die durch manuelle Techniken erzeugt werden können. 53 Ohne diese Belastungs-/Anpassungsschwelle würden unsere Gewebe durch die Kräfte, die durch Muskelkontraktionen und die physiologischen Belastungen täglicher Aktivitäten erzeugt werden, nach und nach lockerer werden.54,55 Darüber hinaus erfordert eine langfristige Gewebeanpassung eine langfristige Exposition gegenüber physischen Belastungen.56,57,58

Wir können straffe Faszien nicht dehnen und verformen…Sie sind härter als Kevlar!

Studien47 zeigen, dass es sehr hoher Kräfte bedarf – weit außerhalb des für Menschen physiologischen Bereiches – um das straffen Gewebe der Plantarfaszie und der Fascia Lata auch nur um 1% zu komprimieren bzw. zu scheren.

Lockeres Bindegewebe, wie im Bereich der oberflächlichen nasalen Faszie, lässt sich dagegen mit hohen Kräften – im oberen, physiologisch aufzubringenden Kraftbereich – deformieren.

Diagnose in der Faszientherapie?

Es gibt keine evaluierten Tests für die Diagnose von faszialen Problemen.

Zudem haben wir keine sichere Methode für den Nachweis einer spezifischen Palpation von Fazien.31

Die manuelle Palpation ist aufgrund ihrer geringen Zuverlässigkeit  fragwürdig.32-38

Wenngleich einige Manualtherapeuten anekdotenhaft darüber berichten, eine Abnahme der Gewebespannung in tiefen Faszien zu fühlen, sind solche Beobachtungen nicht von einer direkten mechanischen  Verformung der Faszie durch Kompression und Scherung verursacht.47

Wirksamkeit der Faszientherapie?

Aufgrund des Mangels an diagnostischen Tests sind alle Wirksamkeits-studien zur  Faszientherapie zumindest fragwürdig, da man nicht unbedingt davon ausgehen kann, dass die Interventionen eine spezifische Faszien-Wirkungen haben. 31, 3,4

Übersichtsarbeiten zeigen eine unzureichende Evidenz für die Wirksamkeit einer Faszientherapie.4,31, 39-41, 46 Eine kritische Analyse des Faszien-distorsionsmodells3,4 beschreibt beispielsweise neben Problemen der biologischen Plausibilität auch methodische Mängel in den verfügbaren Effektivitätsstudien.

Auch gerätegestütze Faszientherapien zeigen eine unzureichende Evidenz für ihrer Effektivität.42-45

Schmerzhafte Faszienmanipulation könnten als möglicher beitragender Faktor für das Aufrechterhalten oder Entstehen einer zentralen Sensibilisierung wirken.4 Insgesamt ist über das Nebenwirkungspotenzial solcher Therapie zu wenig bekannt. 50,51

Literaturangaben

  1. Schleip, Robert, Heike Jäger, and Werner Klingler. “What is ‘fascia’? A review of different nomenclatures.” Journal of bodywork and movement therapies 16.4 (2012): 496-502.
  2. Freiwald, Jürgen, et al. “Foam-rolling in sport and therapy–potential benefits and risks: part 1–definitions, anatomy, physiology, and biomechanics.” Sports Orthopaedics and Traumatology 32.3 (2016): 258-266.
  3. Thalhamer, Christoph. “A fundamental critique of the fascial distortion model and its application in clinical practice.” Journal of bodywork and movement therapies 22.1 (2018): 112-117.
  4. Thalhamer, Christoph. “Kritische Betrachtung des Fasziendistorsionsmodells.” manuelletherapie 23.02 (2019): 81-89.
  5. Benjamin, Mike. “The fascia of the limbs and back–a review.” Journal of anatomy 214.1 (2009): 1-18.
  6. Fry, Donald E., Surgical Infections, JP Medical Ltd; Auflage: 1 (März 2013).
  7. Huijing, Peter A. “Epimuscular myofascial force transmission: a historical review and implications for new research. International Society of Biomechanics Muybridge Award Lecture, Taipei, 2007.” Journal of biomechanics 42.1 (2009): 9-21.
  8. Bednar, Drew A., F. William Orr, and G. T. Simon. “Observations on the Pathomorphology of the Thoracolumbar Fascia in Chronic Mechanical Back Pain: A Microscopic Study.” Spine 20.10 (1995): 1161-1164.
  9. Mense, Siegfried, and Ulrich Hoheisel. “Evidence for the existence of nociceptors in rat thoracolumbar fascia.” Journal of Bodywork and Movement Therapies (2016).
  10. Yahia, L’Hocine, et al. “Sensory innervation of human thoracolumbar fascia: an immunohistochemical study.” Acta Orthopaedica Scandinavica 63.2 (1992): 195-197.
  11. Tesarz, J., et al. “Sensory innervation of the thoracolumbar fascia in rats and humans.” Neuroscience 194 (2011): 302-308.
  12. Stecco, Carla, et al. “Histological study of the deep fasciae of the limbs.” Journal of bodywork and movement therapies 12.3 (2008): 225-230. 
  13. Stecco, C., et al. “Anatomy of the deep fascia of the upper limb. Second part: study of innervation.” Morphologie 91.292 (2007): 38-43. 
  14. Stecco, Carla, et al. “Plantar fascia anatomy and its relationship with Achilles tendon and paratenon.” Journal of anatomy 223.6 (2013): 665-676. 
  15. Stecco, A., et al. “Pectoral and femoral fasciae: common aspects and regional specializations.” Surgical and radiologic anatomy 31.1 (2009): 35-42.
  16. Staubesand, J., and Y. Li. “Zum Feinbau der Fascia cruris mit besonderer Berücksichtigung epi-und intrafaszialer Nerven.” Manuelle Medizin 34.15.2 (1996): 2. 
  17. Bhattacharya, Visweswar, et al. “Detail microscopic analysis of deep fascia of lower limb and its surgical implication.” Indian Journal of Plastic Surgery 43.2 (2010): 135.
  18. Myers, Thomas W. Anatomy trains e-book: myofascial meridians for manual and movement therapists. Elsevier Health Sciences, 2013.
  19. Wilke, Jan, et al. “What is evidence-based about myofascial chains: a systematic review.” Archives of physical medicine and rehabilitation 97.3 (2016): 454-461.
  20. Wilke, Jan, and Frieder Krause. “Myofascial chains of the upper limb: A systematic review of anatomical studies.” Clinical Anatomy (2019).
  21. Chaudhry, Hans, et al. “Three-dimensional mathematical model for deformation of human fasciae in manual therapy.” The Journal of the American Osteopathic Association 108.8 (2008): 379-390.
  22. Schleip, Robert. “Fascial plasticity–a new neurobiological explanation: Part 1.” Journal of Bodywork and movement therapies 7.1 (2003): 11-19.
  23. O’Connell, Judith A. “Bioelectric responsiveness of fascia: a model for understanding the effects of manipulation.” Techniques in Orthopaedics 18.1 (2003): 67-73.
  24. Findley, Thomas, et al. “Fascia research–a narrative review.” Journal of bodywork and movement therapies 16.1 (2012): 67-75.
  25. Schleip, Robert, and Divo Gitta Müller. “Training principles for fascial connective tissues: scientific foundation and suggested practical applications.” Journal of bodywork and movement therapies 17.1 (2013): 103-115.
  26. Morelli, M., C. E. Chapman, and S. J. Sullivan. “Do cutaneous receptors contribute to the changes in the amplitude of the H-reflex during massage?.” Electromyography and clinical neurophysiology 39.7 (1998): 441-447.
  27. Morelli, Moreno, Derek E. Seaborne, and S. John Sullivan. “Changes in H-reflex amplitude during massage of triceps surae in healthy subjects.” Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy 12.2 (1990): 55-59.
  28. Morelli, Moreno, Derek E. Seaborne, and S. John Sullivan. “H-reflex modulation during manual muscle massage of human triceps surae.” Archives of physical medicine and rehabilitation 72.11 (1991): 915-919. 
  29. Sullivan, S. John, et al. “Effects of massage on alpha motoneuron excitability.” Physical Therapy 71.8 (1991): 555-560. 
  30. Goldberg, Joanne, S. John Sullivan, and Derek E. Seaborne. “The effect of two intensities of massage on H-reflex amplitude.” Physical Therapy 72.6 (1992): 449-457.
  31. Remvig, Lars, Richard M. Ellis, and Jacob Patijn. “Myofascial release: an evidence-based treatment approach?.” International Musculoskeletal Medicine 30.1 (2008): 29-35.
  32. Seffinger, Michael A., et al. “Reliability of spinal palpation for diagnosis of back and neck pain: a systematic review of the literature.” Spine 29.19 (2004): E413-E425.
  33. Stochkendahl, M. Jensen, et al. “Manuelle Untersuchung der Wirbelsäule.” Manuelle Medizin 45.5 (2007): 301-308.
  34. Maigne, J-Y., P. Cornelis, and G. Chatellier. “Lower back pain and neck pain: Is it possible to identify the painful side by palpation only?.” Annals of physical and rehabilitation medicine 55.2 (2012): 103-111.
  35. Stovall, Bradley Alan, and Shrawan Kumar. “Anatomical landmark asymmetry assessment in the lumbar spine and pelvis: a review of reliability.” PM&R 2.1 (2010): 48-56.
  36. Pattyn, Elise, and Dévan Rajendran. “Anatomical landmark position–can we trust what we see? Results from an online reliability and validity study of osteopaths.” Manual therapy 19.2 (2014): 158-164.
  37. Cooperstein, Robert, and Michael Hickey. “The reliability of palpating the posterior superior iliac spine: a systematic review.” The Journal of the Canadian Chiropractic Association 60.1 (2016): 36.
  38. Preece, Stephen J., et al. “Variation in pelvic morphology may prevent the identification of anterior pelvic tilt.” Journal of Manual & Manipulative Therapy 16.2 (2008): 113-117.
  39. Ajimsha, M. S., Noora R. Al-Mudahka, and J. A. Al-Madzhar. “Effectiveness of myofascial release: Systematic review of randomized controlled trials.” Journal of bodywork and movement therapies 19.1 (2015): 102-112.
  40. McKenney, Kristin, et al. “Myofascial release as a treatment for orthopaedic conditions: a systematic review.” Journal of athletic training 48.4 (2013): 522-527.
  41. Katri Laimi, Annika Mäkilä, Esa Bärlund, Niina Katajapuu, Airi Oksanen, Valpuri Seikkula, Jari Karppinen, Mikhail Saltychev, “Effectiveness of myofascial release in treatment of chronic musculoskeletal pain: a systematic review”, Clin Rehabil. 2017 Sep 1.
  42. Seffrin, Cristina B., et al. “Instrument-Assisted Soft Tissue Mobilization: A Systematic Review and Effect-Size Analysis.” Journal of athletic training 54.7 (2019): 808-821.
  43. Cheatham, Scott W., et al. “The efficacy of instrument assisted soft tissue mobilization: a systematic review.” The Journal of the Canadian Chiropractic Association 60.3 (2016): 200.
  44. Nazari, Goris, et al. “The effectiveness of Instrument-Assisted soft tissue mobilization in athletes, participants without extremity or spinal conditions, and individuals with upper extremity, lower extremity, and spinal conditions: a systematic review.” Archives of Physical Medicine and Rehabilitation 100.9 (2019): 1726-1751.
  45. Karmali, Arif, Ali Walizada, and Kent Stuber. “The efficacy of instrument-assisted soft tissue mobilization for musculoskeletal pain: A systematic review.” Journal of Contemporary Chiropractic 2 (2019): 25-33.
  46. Zügel, Martina, et al. “Fascial tissue research in sports medicine: from molecules to tissue adaptation, injury and diagnostics: consensus statement.” Br J Sports Med 52.23 (2018): 1497-1497.
  47. Chaudhry, H., Schleip, R., Ji, Z., Bukiet, B., Maney, M., & Findley, T. (2008). Three-dimensional mathematical model for deformation of human fasciae in manual therapy. The Journal of the American Osteopathic Association, 108(8), 379-390.
  48. Behm DG, Wilke J. Do Self-Myofascial Release Devices Release Myofascia? Rolling Mechanisms: A Narrative Review. Sports Med. 2019;49(8):1173?1181.                        doi:10.1007/s40279-019-01149-y
  49. Lederman, E. (2015). A process approach in manual and physical therapies: beyond the structural model. CPDO Online Journal, 1, 18.
  50. Freiwald, J., Baumgart, C., Kühnemann, M., & Hoppe, M. W. (2016). Foam-rolling in sport and therapy–potential benefits and risks: part 1–definitions, anatomy, physiology, and biomechanics. Sports Orthopaedics and Traumatology, 32(3), 258-266.
  51. Freiwald, J., Baumgart, C., Kühnemann, M., & Hoppe, M. W. (2016). Foam-Rolling in sport and therapy–Potential benefits and risks: Part 2–Positive and adverse effects on athletic performance. Sports Orthopaedics and Traumatology, 32(3), 267-275.
  52. Lederman, E. (2013). Therapeutic Stretching in Physical Therapy E-Book: Towards a Functional Approach. Elsevier Health Sciences.
  53. Cyron BM, Hutton WC 1981 The tensile strength of the capsular ligaments of the apophyseal joints. Journal of Anatomy.January; 132(Pt. 1): 145-150
  54. Ramey MR, Williams KR 1985 Ground Reaction Forces in the Triple Jump. JAB. 1:3:233 – 239.Reite ML 1984 Touch, attachment, and health – is there a relationship? In: Brown CC (ed) The many faces of touch. Johnson & Johnson Baby Products Company Pediatric Round Table Series, 10, p 58-65.
  55. Nilsson J, Thorstensson A 1989 Ground reaction forces at different speeds of human walking and running. Acta Physiologica Scandinavica. Jun; 136(2):217-27
  56. Prosser R 1996 Splinting in the management of proximal interphalangeal joint flexion contracture. Journal of Hand Therapy.Oct-Dec; 9(4):378-86.
  57. Harvey LA, Batty J, Crosbie J et al 2000 A randomized trial assessing the effects of 4 weeks of daily stretching on ankle mobility in patients with spinal cord injuries. Archives ofPhysical Medicine and Rehabilitation. Oct; 81(10):1340-7.
  58. Harvey LA, Byak AJ, Ostrovskaya M et al 2003 Randomised trial of the effects of four weeks of daily stretch on extensibility of hamstring muscles in people with spinal cord injuries. Australian Journal of Physiotherapy. 49(3):176-81.
Kategorie: Kostenfreie Beiträge