Was passiert eigentlich bei einer peripheren Sensibilisierung

Periphere nozizepitve Prozesse

Gewebeverletzung beinhaltet eine Vielzahl von in?ammatorischen Mediatoren, die von geschädigten Zellen freigesetzt werden, darunter Bradykinin, Histamin, 5-Hydroxytryptamin, ATP, Stickoxid und bestimmte Ionen (K+und H+). Die Aktivierung des Arachidonsäureweges führt zur Produktion von Prostaglandinen, Thromboxanen und Leukotrienen. Zytokine, darunter die Interleukine und der Tumornekrosefaktor ?, sowie Neurotrophine, wie der Nervenwachstumsfaktor (NGF), werden ebenfalls freigesetzt und sind eng an der Fazilitation der Entzündung beteiligt (McMahon & Wall 2005). Weitere Substanzen wie erregende Aminosäuren (Glutamat) und Opioide (Endothelin-1) sind zudem  in die akute inflammatorische Reaktion involviert (Berger et al. 2012, Zarpelon et al. 2012). Einige dieser Mediatoren können Nozizeptoren direkt aktivieren, während andere die Rekrutierung anderer Zellen bewirken, die dann weitere pronozizeptive Substanzen freisetzen (Costigan & Woolf 2000). Dieser lokale Prozess, der zu einer erhöhten Reaktionsbereitschaft  der nozizeptiven Neuronen auf ihren normalen Input und/oder zur Auslösung  einer Reaktion auf normalerweise unterschwellige Inputs führt, wird als “periphere Sensibilisierung” bezeichnet. Die Abbildung fasst einige der wichtigsten Mechanismen zusammen.

Periphere Sensibilisierung und in?ammation am peripheren Nerventerminal

  • (ASIC, säureempfindlicher Ionenkanal;
  • iGluR, inotroper Glutamatrezeptor;
  • IL-1?, Interleukin-1?;
  • IL-6, Interleukin-6;
  • mGluR, metabolischer Glutamatrezeptor;
  • NGF, Nervenwachstumsfaktor;
  • PGE2, Prostaglandin E2;
  • PKA, Proteinkinase A;
  • PKC, Proteinkinase C;
  • TNF-?, Tumornekrosefaktor ?;
  • TrkA, Tyrosinkinase-Rezeptor A;
  • TTXr, tetrodotoxinresistenter Natriumkanal;
  • ?, Mu-Opioid-Rezeptor;
  • M2, Muskarinicicum-Rezeptor;
  • 5-HT3, Serotonin;
  • H1, Histaminrezeptor;
  • B1/B2, Bradykininrezeptoren;
  • A2, Adenosinrezeptor;
  • GABAR, ?-Aminobuttersäure-Rezeptor;
  • EP, Prostaglandin-Rezeptor;
  • VEGF, vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor

Mechanisch:

Mechanische Verformung von Nervenfasern; Aktivierung von A-Delta- und C-Fasern kann nozizeptive Rezeptoren aktivieren. Dies kann auf “mechanische” Probleme wie Frakturen, Verstauchungen, Verspannungen, Verspannungen, Operationen usw. zurückzuführen sein. Exponierte Axone ohne Myelin können mechanisch stimuliert werden und verursachen ein Aktionspotenzial. Bei einem “Double Crush”, einem Phänomen, bei dem Axone an beiden Enden mit mechanischer Kompression komprimiert werden, hat sich gezeigt, dass die daraus resultierende chemisch induzierte Entzündung am  Nerv die Entwicklung der Mechanosensitivität verstärkt.74 Mechanosensitive Ionenkanäle können durch Druck/Palpation aktiviert werden (Abschnitt 3.3).7″.- Temperatur: Am extreme Enden des Spektrums – kalt oder warm – können Nozizeptoren aktivieren.” Denken Sie an Frostbeulen oder Verbrennungen. Die Aktivierung eines Aktionspotentials kann auch über temperaturempfindliche Ionenkanäle erfolgen, d.h. durch Kälte oder Wärme aktiviert werden.76- Gewebeentzündung: Bei Verletzungen von Geweben werden durch die geschädigten Zellmembranen verschiedene Chemikalien in/um das Gewebe freigesetzt: Bradykinin, Prostaglandin, Serotonin, Leukotriene, etc. wg Die Immunzellen setzen auch Makrophagen, Zytokine und Histamin über Mastzellen frei. Zusammengenommen sind diese chemischen Substanzen als Teil der entzündlichen “Suppe” bekannt geworden.

Neurogene Entzündung:

Axone feuern bidirektional. Wird ein Axon stimuliert, feuert es in das ZNS (orthodromische Impulse) und gibt Informationen an das Gehirn weiter. Axone feuern jedoch auch “rückwärts” in Richtung terminaler Nervenendigungen und peripherem Gewebe, was als antidromischer Impuls oder retrograde Depolarisation () bezeichnet wird. Wenn man sich  beispielsweise den Knöchel verstaucht, feuern Axone in Richtung ZNS, aber Impulse auch in Richtung Knöchel 83 Diese retrograde Depolarisation erleichtert die erhöhte Freisetzung der Substanz P, Noradrenalin, Neurokine, Calcitonin-Gen-bezogene Peptide, Nervenwachstumsfaktor, etc. Die Substanz P ist vasoaktiv und trägt zur Degranulation der Mastzelle bei, die Histamin freisetzt. Dies wiederum signalisiert die Freisetzung von Makrophagen und Enzymen.  Diese chemischen Freisetzungen durchdringen die “Suppe” mit mehr Entzündungszellen und aktivieren Nozizeptoren, wodurch das Sperrfeuer des ZNS erhöht wird.- Immunsystem: Obwohl langsamer, wird das Immunsystem aktiviert, um bei drohender Gefahr zu helfen. Die entzündliche Aktivität fördert die Freisetzung von Zytokinen und Makrophagen. Erhöhte Aktivität von Interleukinen und Tumornekrosefaktor Alpha erhöhen die Entzündungsreaktion und aktivieren Nozizeptoren. Durch die  Zunahme der Immunzellen werden verschiedene Ionenkanäle aktiviert. Zukünftige Immunantworten können Nozizeptoren im betroffenen Bereich aktivieren/reaktivieren. Ein gutes Beispiel ist das “Fühlen” der alten Ellbogenverletzung bei Grippe. Zirkulierende Zytokine, bedingt durch die Grippe, aktivieren Nozizeptoren in/um den Ellenbogen.76

Literaturangaben

Primärquelle: Why does my shoulder hurt? A review of the neuroanatomical and biochemical basis of shoulder pain Benjamin Dean-Stephen Gwilym-Andrew Carr – British Journal of Sports Medicine – 2013