Physiotherapie bei CRPS Ein klinisches Modell für das Management

4 Pfeiler des Managements

  1. Schmerzmodulations-Intervention, die zum Ziel haben, die Schmerzintensität zu reduzieren oder die sensorische bzw. emotionale Beeinträchtigung durch den Schmerz zu reduzieren. Sie umfassen: Graded motor imagery ; Spiegeltraining; Übungen im Wasser, TENS,  kognitive Verhaltenstherapie; Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT),  Problemlösungsstrategien; Entspannung und Atmung; sensomotorisches Training, z.B. Training der taktilen Genauigkeit, sensorisches Mapping und sensorische Diskrimination sowie Desensibilisierung in Kombination mit einem schmerzadaptierten Heimprogramm.
  2. Aufklärung/Edukation über die Intervention, die den Zweck, die Bedeutung und das Verständnis für die Übungen verdeutlichen sollen, die auf die mit dem Patienten gemeinsam ausgehandelten Ziele ausgerichtet sind. Die Edukation kann auch Informationen über die Diagnostik, den Verlauf, die Behandlungsergebnisse oder das Verständnis von CRPS umfassen.
  3. Interventionen zur funktionellen Wiederherstellung, die eine funktionelle Verbesserung in Richtung normaler Aktivität betonen, kombiniert mit patientenzentrierten ADLs oder Training. Inhalte sind Übungen, wie aktive bzw. passive ROM-Übungen, Übungen gegen Widerstand, für Gleichgewicht und Propriozeption, zusammen mit einem zeitkontingenten Heimprogramm. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Behandlung von Ödemen.
  4. Toleranz für die Intervention, so dass die Interventionsintensität  innerhalb der physischen, emotionalen und kognitiven Toleranzfähigkeit des CRPS-Patienten fällt. Dabei ist es möglich, die Toleranzgrenzen durch Graded Exposure (de Jong et al. 2005) oder durch bewusste Schmerz-Exposition („pain exposure“, Barnhoorn et al. 2015, den Hollander et al. 2016) flexibel anzupassen.

8 Schritte Liverpool Algorithmus

  1. DRF nicht übermäßig oder unnötig immobilisieren.
  2. Stelle sicher, dass die Gipsschiene gut anliegend und komfortabel ist, vermeide Hyperflexion, scharfe Kanten und stelle sicher, dass es keine Einschränkungen des MCPGs gibt.
  3. Sorge für stündlich kombiniert Greif-/Loslass-Übungen über das gesamte Bewegungsausmaß über Herzhöhe, um die Schwellung zu kontrollieren.
  4. Fördere leichte Funktionsbewegungen und die Aufmerksamkeit auf die Extremität in der Gipsschiene. 
  5. Alle mündlichen Info sind durch eine schriftliche Patienteninformation zu ergänzen.
  6. Jede Beratung ist im Patientenbefund festzuhalten.
  7. Patienten, die über enge und/oder einschränkende Gipsschienen berichten, sollten ihren Gips immer wieder wechseln lassen.
  8. Patienten, die einen wiederholten Gipswechsel wünschen oder über eine „Klaustrophobie“ im Gips berichten, sollte eine sofortige Überweisung an einen spezialisierten Physiotherapeuten auslösen.

DRF: Distale Radiusfraktur; MCPG: Metacarpophalangealgelenk

Literaturangaben

Primärquelle: Pons-Edward (2018) A proposed clinical conceptual model for the physiotherapy management of Complex Regional Pain Syndrome (CRPS)