Patellare-Tendinopathie-Infographik

Mechanismus

Die Pathoätiologie der Tendinopathie ist unbekannt und es gibt mehrere Modelle, die versuchen, den Prozess zu beschreiben (Rudavsky, & Cook 2014, Uchida et al. 2017). Das Kontinuummodell der Tendinopathie hat die offensichtlichste klinische Korrelation (Cook & Purdam 2009). Das Kontinuummodell stellt die Sehnenpathologie in drei teilweise überlappende Phasen dar: reaktive Tendinopathie , Fehlreparatur der Sehne und degenerative Tendinopathie. Viele Patellasehnen zeigen eine Kombination aus verschiedener Stadien  (reaktive degenerative Pathologie). Es wird angenommen, dass eine degenerative Patellasehne mit einem umschriebenen degenerativen Bereich über eine insuffiziente Struktur verfügt (Rees et al. 2014, Maffulli et al. 2010, Leal et al. 2015), die die Belastung trägt und zu einer Überlastung im normalen Bereich der Sehne führt, was eine reaktive Tendinopathie in diesem Bereich bedingen kann..

Prävalenz

  • Bildgebung zeigt auch bei asymptomatischen Spitzensportlern zu 22% Auffälligkeiten
  • Die Prävalenz der Patellatendinopathie steht in Verbindung mit der Sportart (Zwerver et al 2011)
  • Freizeitsportler: Volleyball (14,4%), Fußball (2,5%) (Zwerver et al 2011), Jugendliche Basketballer (7%), wobei 26% eine Sehnenpathologie bei der Bildgebung hatten.
  • Spitzensportler wesentlich höher: Basketball (36%) höchsten Werte verglichen mit Netball, Cricket und Australian Football. (Cook et al. 2000)
  • Männliche Sportler haben eine doppelt so hohe Prävalenz wie Frauen

Diagnostik

  • Klare Schmerzlokalisation am Sehnenansatz
  • Selten Nachtschmerz/morgendliche Steifigkeit
  • Schmerzen bei längerem Sitzen und ADL‘s (Treppe, Hocken, …)
  • Risikofaktoren: Diabetes, hoher Cholesterinspiegel, seronegative Arthropathien, Einsatz von Fluorchinolonen (Antibiotikum)
  • Klare Ursache wie Steigerung im Training oder RTS nach längerer Pause
  • Schmerzen bei Beginn der Aktivität, Besserung nach Aufwärmphase
  • VISA-P (Victorian Institute of Sports Assessment für die Patellarsehne)
  • Bewegungsfreiheit in Dorsalextension ist ein wichtiges Bewertungskriterium (Sprunggelenk nimmt Großteil der Belastung beim Landen ab). (Fong et al. 2011)

Therapie Evidenzinformiertes clinical reasoning satt „Kochbuch-Ansatz

Bei patellarer Tendinopathie werden auf der Grundlage der besten Evidenz isometrische und exzentrische  Übungen (Grad A und B) empfohlen (Lim et al. 2018, Larsson et al. 2002). Heavy-Slow Resistance Training, HSR (Grad C) sollte unter Berücksichtigung der individuelle klinischen Gegebenheiten (z.B. Geräteverfügbarkeit) Anwendung finden.  Isometrische Übungen können eine Option für Kurzzeiteffekte sein, die insbesondere in der Wettkampfzeit nutzbar sind  (Pearson et al. 2018, Rio et al. 2015, 2017), sind allerdings kein Allheilmittel (Silbernagel et al. 2019, Holden et al. 2019). Exzentrisches und HSR Training sind besser für eine langfristige Schmerzlinderung und Verbesserung der Kniefunktion untersucht. Da Sehnenpathologien auf einem Kontinuum mit unterschiedlichen Schweregraden und Irritierbarkeiten anzusiedeln sind (s. oben) sollte die Entscheidung für eine Belastungsprogramm von der individuellen klinischen Präsentation des Patienten und seinen sportlichen Anforderungen bzw. Zielen abhängen.  Zudem sind  eine Edukation über Belastungsmanagement (Mascaró et al. 2018),  eine Behandlung der kinetischen Kette (Flexibilität, Kraft, Tencone et al. 2017) und die Integration psychosozialer Faktoren (Mallows et al. 2017) wesentliche Rahmenfaktoren.

Belastungsprogression der Behandlung 

StadiumKlinische Zeichen für BeginnDosierung
1. Isometrische BelastungMehr als minimale Schmerzen bei isotonischen Übungen5 Wiederholungen a 45 sec., 2-3x/Tag, auf bis zu 70% der max. Willkür-Kontraktion steigern, wenn Schmerz es erlaubt. Auch kurze Isometire (24 Sätze von 10 sek. Dauer, Pause: 20 sec. zwischen den Wiederholungen) ist möglich. (Pearson et al. 2018)
2. Dynamische Belastungsprogramme (Exzentrik, Heavy Slow Resistance Training)Geringer Schmerz während isotonischer Übungen3-4 Sätze a 15 Wh.-max., progressiv bis zu 6 Wh.-max., jeden 2./3. Tag, bis zum  muskuläres Versagen
3. Belastung mit EnergiespeicherungA: Adäquate Kraft (Seitenvergleich) B: Belastungstoleranz bei initialen Energie-Speicher-Belastungen (minimaler Schmerz während der Übung und Belastungstests nicht schlechter nach 24 Stunden)Progressive Steigerung des Umfangs und dann der Intensität der Energie-Speicher-Übungen, die sich an den Anforderungen der Sportart orientieren sollten
4. Rückkehr zum SportBelastungstoleranz für Energie-Speicher-Übungen, die den Anforderungen der Sportart entsprechenProgressive Zunahme der Trainingsbelastung, dann Wettkampf, wenn das komplette Training toleriert wird.