Ist eine Reparatur der Rotatorenmanschette einem nicht-operativen Management bei einem Rotatorenmanschettenriss überlegen?

Hintergrund

Rotatorenmanschetten (RC)-Reparaturen (mit o. ohne subakromialer Dekompression) werden immer häufiger bei rotatorenmanschettenassoziierten Erkrnakungen durchgeführt. Z.B. zeigt eine Studie aus der UK eine Verzehnfachung an Patienten, die eine RC-Reparatur und subakromiale Dekompression zwischen 2004 und 2010 (altersadjustuierte Inzidenz von 1.4/100,000 zu 13.7/100,000 Menschen) erhalten haben (Judge et al. 2014).

Durchführung

Die Autoren führten eine Metaanalyse mit 9 Studien* (n= 1007 Probanden) durch, wobei Schmerz, funktionelle Einschränkung und Lebensqualität und Nebenwirkungen erfasst wurden. Drei Studien (n=339 Probanden, RC-Ruptur voller Dicke diagnostiziert durch MRT oder US) verglichen dabei RC-Reparaturen mit subakromialer Dekompression gefolgt von Training vs. einem alleinigem Training (1 Studie gab zusätzlich drei Kortisonspritzen an die Trainingsgruppe). Hauptvergleich waren die Ergebnisse nach einem Jahr.

* 5 Studien (mit 526 Probanden) verglichen eine RC-Reparatur mit Akromioplastik vs RC_Reparatur allein.

Ergebnisse (nach einem Jahr)

RC-Reparaturen mit subakromialer Dekompression gefolgt von Training vs. einem alleinigem Training

Schmerz: Mittelwertsdifferenz MD = -0.87 95%KI {-1.3, -0.43] (VAS 0-10)

  • Probanden, die nicht operativ behandelt wurden, bewerteten ihre Schmerzen mit 1,6 Punkten.
  • Probanden, die operiert wurden, bewerteten ihre Schmerzen mit 0,7 Punkten.

Funktion: Mittelwertsdifferenz MD = 5.98 95%KI {2.43, 9.54] (Constant Score 0-100, 100 am besten)

  • Probanden, die nicht operativ behandelt wurden, erzielten 72 Punkte.
  • Probanden, die sich einer Operation unterzogen haben, erzielten 78 Punkte.

Von schweren Nebenwirkungen wurden in keiner der Studien berichtet. Es gab einen Fall einer Frozen Shoulder in der Trainingsgruppe. (Geringe Qualität) 

Die Studienqualität war moderat. 

Fazit

Es herrscht momentan Unsicherheit darüber, ob eine RC-Reparatur klinisch relevante Vorteile gegenüber einem nicht-operativen Management hat. Sie könnte wenig oder gar keinen klinisch relevanten Nutzen in Bezug auf Schmerz, Funktion, die allgemeine Lebensqualität oder die Selbstbeurteilung des Behandlungserfolgs im Vergleich zur nicht operativen Behandlung bringen. Des Weiteren wurden hauptsächliche kleinere RC-Rupturen in die Studien inkludiert, was eine Extrapolation auf andere Populationen (traumatische o. große Risse, junge Patienten, Subscapularisrisse) schwierig macht. Es werden dringend Studien benötigt, die eine Placebo-Operation als Kontrollgruppe einbeziehen.

Literaturangaben

Primärquelle: Karjalainen, Teemu V., et al. “Surgery for rotator cuff tears.” Cochrane Database of Systematic Reviews 12 (2019).