Fersensporn – Nugget

Die Bezeichnung „Fersensporn“ muss  wohl von einem Cowboy, aber sicher keinem Biologen erfunden worden sein! Wo ein Band oder eine Sehne mit einem Knochen verbunden ist, muss eine sehr starke Struktur vorliegen. An diesem Punkt verschmelzen nämlichen Knochen und Bindegewebe miteinander. Genau so sind all unsere Bindegewebe mit unseren Knochen verbunden. Je stärker die Verbindung sein muss, desto deutlicher verschmilzt das Bindegewebe mit dem knöchernen Anteil, z.B. Ihrem Fersen-bein. Wenn Sie Ihr Röntgenbild seitlich betrachten, sehen Sie lediglich den Teil des Bindegewebes, der mit zusätzlichem Knochengewebe verstärkt ist – und das kann wie ein Fersensporn aussehen. Wenn Sie das Ganze dagegen real betrachten könnten, sähe es überhaupt nicht wie ein Sporn aus – es sähe aus, wie ein robuster Anteil eines Bandes mit einem verstärkten Ansatz! Und der kann nichts einklemmen oder auf etwas drücken. Er ist nicht scharf und nicht gefährlich.

Viele Menschen mit oder ohne Fersenschmerzen werden diese adaptiven Veränderungen auf Röntgenbildern zeigen. Es handelt sich in der Regel um normale Befunde, die oft beidseitig auftreten. Die momentane Evidenz zeigt, dass es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Auftreten und Größe dieser Veränderungen und der Wahrscheinlichkeit für Schmerz gibt. Schmerzen können abnehmen, ohne die geringste Veränderung des Röntgenbildes. Dieses metaphorische Label  kann jedoch sehr bedrohlich wirken und funktioniert mit ziemlicher Sicherheit als mächtiges DIM (Gefahrensignal, „Danger In Me“).

Die durch diese Diagnose hervorgerufenen Vorstellungen können an den scharfen Sporn am Bein eines Hahnes oder eines Cowboystiefels erinnern oder sogar die Vorstellung von Gift beinhalten, da einige Sporne, wie die von Schnabeltieren oder Skorpionen ,giftig sind. Zeit also, dem Begriff „Sporn“ die Gefährlichkeit zu nehmen. Lassen Sie mögliche Einflussfaktoren auf den Schmerz untersuchen, wie z.B. die Beteiligung des Calcaneus-Nerven (Butler 2000) oder den aktuelle Anpassungsprozess – bedenken Sie, dass der Anpassungsprozess selbst, wenn er durch ungewohnte Belastungen zu schnell angetrieben wird, Gefahrenrezeptoren reizen kann  – die sich beruhigen werden, sobald der Anpassungsprozess verlangsamt wird. Sie können diese bemerkenswerte Kapazität sogar feiern – Was für eine fabelhafte Anpassung! Stellen Sie sich vor, wenn wir Autos bauen könnten, die stärker werden, wenn wir sie benutzen! Stellen Sie sich vor, wenn Ihre Reifen robusteres Gummi und ein super griffiges Profil entwickeln könnten, indem Sie sie einfach auf raueren Straßen fahren!

Literaturangaben

Primärquelle: Moseley, G. Lorimer; Butler, David S. (2017): Explain pain supercharged. The clinician`s manual. Adelaide: Noigroup Publications