Es ist an der Zeit, über die Körperregionen hinauszugehen, um Schmerzen am Bewegungsapparat zu managen!

Screene für biopsychosoziale Faktoren und gesundheitliche Komorbiditäten

Kliniker müssen mit Patienten klar kommunizieren, um potenzielle biopsychosoziale Treiber von Schmerzen und Funktionsverlust zu identifizieren, die therapeutische  Zielgröße in der  Behandlungen werden sollten (Synnott et al. 2016, MacKay et al. 2018, Cowell et al. 2018). Dazu gehören Schmerzüberzeugungen, emotionale Reaktionen und Coping-Verhalten bzgl. Schmerz, der soziale Kontext, physische – und Lebensstilfaktoren sowie Komorbiditäten. Therapeuten sollten muskuloskelettale Screening-Tools einbeziehen, wie z.B. die Orebro Musculoskeletal Pain Questionnaire (Linton et al. 2011), um Barrieren für die Genesung und therapeutische Ziele in Untersuchung und Behandlung aufzudecken.

Bemüh`dich um patientenorientierte Kommunikation.

Kliniker sollten offene und reflektierende Fragen verwenden, um die Einstellungen der Patienten bzgl. folgender Faktoren zu ergründen  (1) ihrer Schmerzerfahrung (“Erzählen Sie mir Ihre Geschichte”), (2) kausale Überzeugungen (“Was denken Sie, ist die Ursache Ihrer Schmerzen?”), (3) Coping (“Was tun Sie, wenn die Schmerzen zunehmen?”), (4) Auswirkungen (“Sagen Sie mir, wie Ihre Symptome Ihre Fähigkeit,  funktionelle und körperliche Aktivität durchführen zu können,  beeinflusst haben”), (5) Bedenken (“Bereiten Ihnen Ihre Symptome Sorgen?”), (6) Überzeugungen bezüglich Aktivitäten (‘Warum denkst Sie, solltest Sie nicht beugen/heben/rennen? (7) soziale Faktoren (‘Erzählen Sie mir von Ihrer Familie/Ihrer Arbeit/Ihrem Sozialleben’), (8) Ziele (“Erzählen Sie mir von Ihren Zielen”) und (9) Erwartungen.

Was denken Sie, brauchen Sie, um Ihre Ziele erreichen zu können?

Diese Informationen können dann als Leitfaden für eine Untersuchung dienen, die die Bedenken, funktionellen Einschränkungen und die körperliche Leistungsfähigkeit des Patienten im Zusammenhang mit seinen Zielen untersucht. Eine Kommunikation, die das Narrativ des Patienten privilegiert, führt zu einer patientenorientierten Versorgung und einer effektiven gemeinsamen Entscheidungsfindung über mögliche Risiken und Nutzen von verschiedenen Interventionen. (Lewis & O`Sullivan 2018, Synnott et al. 2016, Edmond & Keefe 2015)

Edukiere jenseits von Worten durch aktive Lernansätze

Kliniker sollten Edukation als einen zentralen Aspekt der Patientenversorgung betrachten, um  evidenzbasierte Informationen zu vermitteln und Verhaltensänderungen zu erleichtern. Dies beinhaltet die Verwendung einer einfachen und klaren Sprache, um Mythen über Schmerzen, bildgebende Verfahren und Aktivitäten zu zerstreuen (MacKay et al. 2018, Cowell et al. 2018, Jenkins et al. 2016, O’Keeffe et al. 2019, Buchbinder et al. 2009). Edukation ist ein aktiver Prozess, der durch das Aufschreiben von Schlüsselinformationen, die Verwendung von Patientengeschichten, Webressourcen und Lernhilfen unterstützt werden sollte.  Die verwendeten Formate variieren je nach Präferenz und Kontext des Patienten. Verhaltenslernen, z.B. durch Bewegungstherapie, kann angewandt werden, um nicht hilfreiche Überzeugungen anzugehen und Selbstwirksamkeit hinsichtlich der Sicherheit und des Nutzens von Bewegung und Aktivität aufzubauen. Zur Evaluierung des Lernens können Kliniker Patienten danach fragen, was sie als Quintessenz aus der jeweiligen Sitzung mitnehmen.

Coache in Richtung Selbstmanagement

Kliniker sollten  Patienten darin unterstützen sich zuversichtlich bewegen, wertvolle Aktivitäten unternehmen und einen gesunden Lebensstil ausüben zu können. Aktives Management lindert Schmerzen und verbessert die Funktion über Schmerzzustände und Komorbiditäten hinweg (Skou et al. 2018, Pedersen & Saltin 2015). Dies kann gruppenbasierte oder individualisierte Versorgungsmodelle beinhalten. Für einige mag dieser Übergang einfach sein, während er für andere eine allmähliche Reise über einen längeren Zeitraum hin zu einer verbesserten Lebensqualität bedeuten kann. Während dieses Prozesses ist die Versorgung auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten und kann Folgendes beinhalten: (1) nicht hilfreiche Kognitionen (d.h. die Entwicklung einer positiven Denkweise und eines biopsychosozialen Verständnisses ihrer Schmerzen); (2) physische Hindernisse für die Genesung (d.h. Belastungsmanagement und ein abgestuftes Trainingsprogramm mit angemessener Dosierung (Intensität und Häufigkeit), das spezifische körperliche Beeinträchtigungen wie Schwäche, Mobilität, Bewegungsvermeidung und/oder protektive Muskelanspannung und (3) Lebensstilfaktoren (z.B.. Schlaf, regelmäßige körperliche Aktivität,  Entspannung, Gewichtskontrolle, Ernährung und positive soziale Interaktionen).

Kliniker sollten Patienten darin ermutigen, die erlernten Strategien auf das tägliche Leben und in Zeiten der Symptomverschlimmerung und des Stresses anzuwenden. Während dieses Prozesses können Auffrischungssitzungen erforderlich sein. Kliniker sollten den Patienten beibringen, wie sie ihr eigenes Programm selbst überwachen und weiterentwickeln können. Diese Strategien können Patienten helfen, Selbstwirksamkeit aufzubauen und nachhaltige Selbstmanagementstrategien zu entwickeln, die mit ihrem Kontext, ihren Präferenzen und Zielen übereinstimmen.

Kümmere dich um andere Gesundheitsfaktoren (Komorbiditäten)

Kliniker sollten bei komorbiden psychischen und physischen Gesundheitsbeschwerden, wie z.B. hohen emotionalen Belastungen, Essstörungen (Über- und Unterernährung) und Typ-2-Diabetes zu anderen Spezialisten überweisen. Wir sind der Meinung, dass eine multidisziplinäre Versorgung integriert werden muss, mit konsistenten Botschaften im gesamten Team, um eine Fragmentierung der Versorgung und  Distress für den Patienten zu vermeiden.

Literaturangaben

Primärquelle: It is time to move beyond ‘body region silos’ to manage musculoskeletal pain: five actions to change clinical practice J Caneiro-Ewa Roos-Christian Barton-Kieran O’sullivan-Peter Kent-Ivan Lin-Peter Choong-Kay Crossley-Jan Hartvigsen-Anne Smith-Peter O’sullivan – British Journal of Sports Medicine – 2019