Die Neuromatrix-Theorie des Schmerzes

Die Neuromatrix-Theorie hat sich aus der Gate-Control-Theorie des Schmerzes entwickelt und wurde erstmals 1991 von Melzack beschrieben und veröffentlicht [Melzack R. Pain and the neuromatrix in the brain. J Dent Educ 2001;65(12):1378–82.].

 Diese Theorie beschreibt ein großes, weit verbreitetes Neuronennetzwerk , das Thalamus, Kortex und das limbische System integriert, zunächst genetisch determiniert ist und später durch äußere (sensorische) Einflüsse geformt wird, das so genannte KÖRPER-SELBST.

 Dieses Netzwerk vermittelt ein charakteristisches Muster oder einen charakteristischen Output, die so genannte Neurosignatur, die auf Bereiche des Gehirns projiziert wird, die für die Wahrnehmung von Schmerzen und motorischen Output oder Bewegungen zuständig sind.  Das Muster der Neurosignatur wird durch sensorischen Input und kognitive Ereignisse moduliert und ist als solches ein plastisches System, das zu einer individualisierten Reaktion auf einen nozizeptiven Reiz führt.  Es ist wichtig zu verstehen, dass Schmerz im Gehirn auf der kortikalen Ebene verarbeitet bzw. produziert wird , wo eine bewusste Wahrnehmung stattfinden kann.  Schmerzen treten jedoch oft nach der Aktivierung von Nozizeptoren auf, können durch anhaltende Aktivierung von Nozizeptoren aufrechterhalten und durch spinale und subkortikale Hirnstammstrukturen modifiziert werden.  Darüber hinaus können andere Systeme die Aktivität von Nozizeptoren und zentralen nozizeptiven Neuronen beeinflussen, darunter auch nicht-neuronale Zellen, wie lokale und zirkulierende Immunzellen, Hormone wie Cortisol oder Estradiol und Faktoren, die von Muskelfasern freigesetzt werden, wie Adenosintriphosphat (ATP) oder Laktat.

Die Abb. zeigt die ursprüngliche Neuromatrix-Theorie, die das Körper-Selbst im Zentrum sieht und die sensorische (S), affektive (A) und kognitive (K) Komponenten umfasst. Diese Körper-Selbst-Neuromatrix wird von mehreren Systemen beeinflusst, u.a. dem direkten Input von Nozizeptoren, kortikalen Bereichen, die an der kognitiven und bewertenden Funktion beteiligt sind und systemischen Systemen.

 Die Outputs der Neuromatrix sind vielfältig und konzentrieren sich auf die Schmerzwahrnehmung, direkte Handlungen/Aktionen als Reaktion auf Schmerz oder stressbedingte Reaktionen im Zusammenhang mit Schmerz. In der Summe stellen diese Daten ein komplexes Netzwerk von Systemen dar, die interagieren, um die Wahrnehmung und die Reaktion auf potenziell schädliche  Stimuli zu modifizieren bzw.  zu beeinflussen, und die weiter erklären, wie Schmerz in Abwesenheit von peripherer Nozizeption persistieren kann.

Literaturangaben

Primärquelle: Sluka, K. A. (2016). Mechanisms and management of pain for the physical therapist. Lippincott Williams & Wilkins.