Die Effekte von psychischem Stress auf die Wundheilung

Stress hat einen großen Einfluss auf die menschliche Gesundheit und das soziale Verhalten. Viele Krankheiten – wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Wundheilungs-störungen und Diabetes – sind mit Stress assoziiert. Zahlreiche Studien haben bestätigt, dass stressbedingte Störungen des neuroendokrinen Immungleichgewichts gesundheitliche Folgen haben (Glaser und Kiecolt-Glaser, 2005; Vileikyte, 2007). Die Pathophysiologie des Stresses führt zur Deregulierung des Immunsystems, die vor allem durch die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden – (HPA) und die sympatho-adrenomedulläre Markachse (SNA) bzw. das sympathische Nervensystem mediiert wird (SNS; Godbout und Glaser, 2006; Boyapati und Wang, 2007).

Studien an Mensch und Tier haben gezeigt, dass psychischer Stress eine erhebliche Verzögerung der Wundheilung verursacht. Betreuende von Alzheimerkranken und Studenten, die während der Untersuchungen Lernstress ausgesetzt waren, zeigten eine verzögerte Wundheilung (Kiecolt-Glaser et al., 1995; Marucha et al., 1998). Die HPA- und SNA-Achsen regulieren die Freisetzung von Hypophysen- und Nebennierenhormonen. Zu diesen Hormonen gehören die adrenocorticotrophen Hormone, Cortisol und Prolaktin sowie Katecholamine (Adrenalin und Noradrenalin). Stress reguliert die Glukokortikoide (GCs) hoch  und reduziert den Gehalt der proinflammatorischen Zytokine IL-1?, IL-6 und TNF-? an der Wundstelle. Stress reduziert auch die Expression von IL-1? und IL-8 wundseitig- beides Chemoattraktanten, die für die entzündliche Phase der Wundheilung wichtig sind (Godbout und Glaser, 2006; Boyapati und Wang, 2007). Darüber hinaus beeinflussen GCs Immunzellen, indem sie Differenzierung und Proliferation unterdrücken, die Gentranskription regulieren und die Expression von Zelladhäsionsmolekülen reduzieren, die am Trafficking mit Immunzellen (Zellverkehr) beteiligt sind (Sternberg, 2006). Das GC-Cortisol wirkt als entzündungshemmendes Mittel und moduliert die Th1-vermittelten Immunantworten, die für die Anfangsphase der Heilung unerlässlich sind. So beein-trächtigt psychischer Stress die normale zellvermittelte Immunität an der Wundstelle, was zu einer erheblichen Verzögerung des Heilungsprozesses führt (Godbout und Glaser, 2006). Stressoren können zu negativen emotionalen Zuständen wie Angst und Depression führen, die wiederum Auswirkungen auf physiologische Prozesse und/oder Verhaltensmuster haben können, die die Gesundheit beeinflussen. Zusätzlich zu den direkten Einflüssen von Angst und Depression auf die endokrine und immunologische Funktion neigen gestresste Menschen eher dazu, ungesunde Lebensgewohnheiten zu übernehmen, schlechter zu schlafen, sich ungünstig zu ernähren , sich  weniger zu bewegen und mehr zu rauchen bzw. mehr Alkohol zu konsumieren.  Alle diese Faktoren können bzgl. der negativen Modulation der Heilungsreaktion eine Rolle spielen.  Die Effekte von Stress auf die Wundheilung sind in der Abb. zusammengefasst!

Literaturangaben

Primärquelle: Factors Affecting Wound Healing S. Guo-L.a. Dipietro – Journal of Dental Research – 2010