DER ZUSAMMENHANG ZWISCHEN GERINGER KÖRPERLICHER FITNESS, ABDOMINALER ADIPOSITAS UND ENTZÜNDUNGEN

Das Krankheitsbild der körperlichen Inaktivität stellt ein Netzwerk verschiedener Krankheiten dar, aber sie teilen wichtige pathogenetische Mechanismen, insbesondere im Hinblick auf Entzündungen. So führt körperliche Inaktivität zur Anhäufung von viszeralem Fett und damit zur, Aktivierung eines Netzwerks von Entzündungswegen, die die Entwicklung von Krankheitsbildern wie Insulinresistenz, Atherosklerose, Neurodegeneration, Tumorwachstum und Muskelabbau fördern. Mit anderen Worten, diese Krankheiten gehören zum Krankheitsbild der körperlichen Inaktivität (Handschin et al 2008, Benatti et al 2015, Pedersen et al 2012). Die Abbildung zeigt, wie Bewegungsmangel zu Entzündungen und damit zu einem Netzwerk von Krankheiten führen kann.

Tatsächlich wurde bei Nagetieren (Laye et al 2007) und Menschen (Olsen et al 2008, Krogh-Madsen et al 2014) ein direkter Zusammenhang zwischen körperlicher Inaktivität und viszeralem Fett aufgezeigt. Vor einem Jahrzehnt wurde ein reales Bewegungsmodell entwickelt, in dem Menschen ihre Anzahl an täglichen Schritten verringerten. In der ersten Studie reduzierte eine Gruppe junger gesunder Männer ihre tägliche Rate für 2 Wochen auf 1.500 Schritte von ?10.000 Schritten, was die empfohlene Anzahl für Erwachsene ist. Während dieser Zeit entwickelten die Männer eine deutlich beeinträchtigte Glukosetoleranz sowie eine Abschwächung des postprandialen Lipidstoffwechsels. Die Intervention war auch mit einem 7%igen Anstieg der intraabdominalen Fettmasse assoziiert, gemessen mittels Magnetresonanztomographie (s Abb. li.), ohne eine Veränderung der gesamten Fettmasse, während die gesamte fettfreie Masse und der BMI abnahmen (Olsen et al 2008). Die Abbildung zeigt, wie sich viszerales Fettgewebe nach 14 Tagen körperlicher Inaktivität akkumuliert. (weiße Pfeile=viszerales Fett). Rechts im Bild das Blutplasma nach einem oralen Fett-Toleranztest vor bzw. nach der Reduktion der Schrittzahl.

Menschen, die glauben, keine Zeit für Training zu haben, werden in der Zukunft mehr Zeit für Ihre Krankheiten aufbringen müssen (Sir Edward Stanley)

Fettleibigkeit und Inaktivität sind in den USA für etwa 20% der Todesfälle verantwortlich (Danaei et al 2009) und ein erheblicher Anteil an Funktionsverlust und Mortalität einiger Krebsarten, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist direkt auf inaktivitätsinduzierte niedrige Niveaus an kardiorespiratorischen Fitness und Fettleibigkeit zurückzuführen.

Training führt in Metaanalysen bei Diabetes mellitus konsistent zu einer Reduktion des HbA1c (-04%-0,6%, Boule et al 2001, Thomas et al 2006, Umpierre et al2011, Liubaoerjijin et al 2016).

Aerobes Training und Krafttraining (isometrisch und dynamisch) reduzieren grundsätzlich den Blutdruck, je höher der Basisblutdruck, desto erfolgreicher ist in diesem Kontext die Intervention.

Krebspatienten, die sich leitlinienkonform bewegen, können die Überlebenschance verdoppeln und Fatigue reduzieren (Chen et al 2009, Smith et al 2009, Valenti et al 2008, Alfano et al 2007, Otto et al 2015).

Literaturangaben

Primärquelle: The Physiology of Optimizing Health with a Focus on Exercise as Medicine Bente Pedersen – Annual Review of Physiology – 2019