biomedizinische vs. biopsychosoziale Perspektive
„Mit welcher Logik und welchem Recht „behandeln“ wir Patienten häufig passiv, wenn sie sich mit gleichem Ergebnis selbst aktiv behandeln können?“
„Einzig der Patient kann das nach richtiger Aufklärung für sich entscheiden. Aber falls er nichts selbst für sich tun will, muss dann das Solidarsystem für die Behandlungskosten aufkommen?“
Eher biomedizinische Perspektive | Eher biopsychosoziale Perspektive |
Sucht nach EINER Ursache für den Schmerz | Erkennt multiple Treiber aus biologischen, psychologischen und sozialen Bereichen |
Hat den Krankheitsprozess im Fokus | Hat den Krankheitsprozess UND die Reaktion auf die Erkrankung im Fokus |
Konzentriert sich stark auf anatomische und biomechanische Prinzipien | Erkennt die starke Interaktion von Gehirn und Körper an |
Auf die Erkrankung ausgerichtet | Auf die bestmögliche Gesundheit ausgerichtet |
Patientenmanagement ist häufig passiv – „Was die Medizin für den Patienten tun kann?“ | Patientenmanagement ist eher aktiv, inkl. Selbstmanagement. „Was der Patient für sich selbst tun kann?“ |
Heilende Monotherapien werden versucht (Manipulation, OP, Injektionen) | Therapien sind eher rehabilitativ und multidimensional |
Es geht primär darum, etwas rauszuschneiden, zurückzuschieben oder zu ersetzen | Es geht primär darum, etwas durch Training zu verändern |
Obwohl körperliche Aktivität betont wird, wird sie implizit oder explizit als „schädlich“ betrachtet | Körperliche Aktivität wird nicht per se als schädlich eingestuft. Es geht um das richtige Maß und eine graduelle Anpassung an Belastung |
Forschung eher im strukturellen Bereich, gemischt mit etwas Neurowissenschaft | Forschung, die sich auch um psychosoziale Treiber kümmert und neurowissenschaftliche Erkenntnisse zunehmend integriert |
Erkennt präventive Medizin weniger an | Erkennt psychosoziale Faktoren als Vorläufer von Verletzungen/Erkrankungen an |
Therapeut versteht sich als Operator (entscheidet als „Fachmann“, was zu tun ist ) | Therapeut versteht sich als Interagierender (trifft Entscheidungen zusammen mit Patient, versteht sich eher als Coach) |