„Bergmodell“ zur Erklärung von gradueller Belastungssteigerung bei persistierenden Schmerzen

Das  Berg-Modell veranschaulicht die Funktionalität unseres Körpers sehr deutlich. Der Berg soll die Anforderungen in deinem Leben darstellen (zum Beispiel: Sitzen, Stehen, Gehen, Sport, Arbeit,…)

Berg A beschreibt die Situation, in der du schmerzfrei warst. Du hast vlt. lange Spaziergänge machen können und eine 5-stündige Autofahrt hat dir auch nichts ausgemacht. Hättest du deinen Körper allerdings zu stark herausgefordert (z.B. untrainiert einen Triathlon absolviert), würde dein Körper Schaden nehmen. Das stellt die oberste Linie „Gewebetoleranz“ dar. Damit genau das nicht passiert, reagiert dein Körper vorher mit Schmerz. (vielleicht einem Wadenkrampf?) Du schützt dich also selbst. Das stellt die untere Linie „Schutz durch Schmerz“ dar.

Berg B beschreibt die Lage, in der du dich jetzt befindest. Wahrscheinlich ist dein Körper nicht mehr so belastbar wie früher. Deshalb ist die „Gewebetoleranz“- Linie tiefer als in Situation A. Daraufhin hat dein Körper sehr schlau reagiert: er versucht dich noch mehr zu schützen. Schau nur, deine „Schutz durch Schmerz, SSL NEU“ Grenze ist deutlich tiefer als in Situation A.

Was genau bedeutet das jetzt?

Dein Körper hat einen riesengroßen Bereich geschaffen, indem du zwar Schmerzen haben wirst, deinen Körper aber nicht schädigst (vgl. blauer Puffer auf Berg B vs. blauer Puffer auf Berg A).

Ist das nicht erstaunlich?

Dein Körper ist jetzt so gut geschützt, dass es viel schwieriger ist, ihn zu schädigen.

Wahrscheinlich wird das trotzdem nicht die gewünschte Lebensqualität für dich bieten und

du kannst einige Sachen in deinem Alltag nicht mehr so durchführen, wie du es dir wünscht. Damit das wieder funktioniert, solltest du eine Liste mit klaren Zielen formulieren (Beispiele re.)

Wenn du dich aufgrund der Schmerzen zu lange geschont hast, ist zudem die Qualität deiner Körpergewebe reduziert, die streng dem Motto „Use it or lose it“ folgt (Gewebetoleranz, GT NEU).

LISTE MIT ZIELEN

  • Getränkekiste heben
  • Eine Stunde Lieblingssport machen
  • Mit den Enkeln spielen
  • Essen kochen
  • Haus putzen
  • 1 h im Garten arbeiten
  • 2 Studien vor PC  sitzen
  • 3 km Gehen
  • 2 Stunden  wandern

1. Schreib alles auf, was du wieder machen willst.

2. Suche dir zu Beginn das für dich am leichtesten zu erreichende Ziel aus.

3. Setze dir einen Startpunkt. Wie du in Berg C erkennen kannst, solltest du deine Aktivitätso wählen, dass du sie durchführen kannst, auch wenn du etwas Schmerzen verspürst (PACING-Linie;  hier bist du vielleicht empfindlich, aber immer sicher).

4. Steigere dich regelmäßig, langsam und stetig.

Durch deine aktuell sehr starken Schutzmechanismen wirst du nichts kaputt,

sondern deinen Körper wieder belastbarer machen. Die Belastbarkeitsgrenze deiner Gewebe nimmt zu (GT neu), was an sich schon eine wunderbare Sache ist, um Schmerzen zu reduzieren.

Außerdem wird sich dein Schutzmechanismus normalisieren (SSL Neu, Berg C), wenn du merkst, was du noch alles machen kannst, wenn sich deine Bedenken vor einer bestimmten Aktivität verringern, du dich lebendiger fühlst oder wieder mehr mit deinen Freunden unternimmst.

5. Versuche, von Zeit zu Zeit dich deinem großen Ziel auf der Liste zu nähern und die Anforderungen zu erhöhen (zum Beispiel Bewegungen machen, die du vorher gefürchtet hast). Vielleicht kannst du inzwischen auch schon dein nächstes Ziel erreichen und ein anderes von der Liste streichen, weil du es schon erreicht hast?

Der Trick dabei ist, zu lernen, genug zu tun, um deine Körpersysteme herauszufordern und anzupassen, aber dich nicht auf einmal zu überfordern (Flare-Up Schwelle, FUS. Ein „FLARE UP“ ist eine Zeit intensiver Schmerzen, die stärker als normal ist, ohne festgelegtes Muster und über eine Dauer von Stunden bis Tagen). Eine einfache Regel, die man sich merken sollte, ist:

“In den Schmerz, aber nicht durch ihn hindurch”. Wenn du ein „Flare-Up“ hast, ist es wichtig, nicht auszuflippen! Ein „Flare-Up“ tritt noch vor der “Gewebetoleranz (GT re. oben, der Punkt, an dem Gewebeschäden tatsächlich vorkommen) auf, ergo bedeutet intensive Schmerzen nicht, dass du dich selbst verletzt hast.