7 Trainingsempfehlungen bei Hüft- und Kniearthrose

7 Trainingsempfehlungen bei Knie- und Hüftarthrose (OA)

  1. Biete dem Patienten ein  überwachtes, progressives Ausdauer-,  Kraft- oder Funktionstraining an (Juhl et al. 2014, Bannuru et al. 2019), das auf die Bedürfnisse, Vorlieben und Kapazitäten des Patienten zugeschnitten ist (Garber et al. 2011, Skou et al. 2018). Basierend auf den vorliegenden Erkenntnissen scheint die Bewegungstherapie eine größere Wirkung sowohl auf den Schmerz (Effektstärke von 0,49 vs. 0,38) als auch auf die Funktion (Effektstärke von 0,52 vs. 0,38) bei Knie-OA-Patienten im Vergleich zu Hüft-OA-Patienten zu haben. Bemerkenswert ist, dass die Bewegungstherapie zur Schmerzlinderung effektiver und sicherer erscheint als die heute angebotenen traditionellen pharmakologischen Schmerzmittel. Auf Gruppenebene hat eine Trainingstherapie bei Patienten mit einer Knie-OA mindestens die gleiche schmerzlindernde Wirkung wie NSARs und eine 2-3 mal so große Wirkung wie Paracetamol (Juhl et al. 2016, Henriksen et al. 2016, Bannuru et al. 2019). Bei übergewichtigen Gonarthrotikern und Patienten ohne Varus Thrust scheint ein Quadrizepstraining vorteilhafter, bei Normalgewichtigen und Patienten mit Varus Thrust eher ein neuromuskuläres, koordinatives Training (Bennell et al. 2015).
  2. Erwäge ein Training im Wasser, wenn der Patient nicht in der Lage ist, an Land zu trainieren, vor allem in der Frühphase des Programmes (Bartels et al. 2016).
  3. Nach einer Anpassungsphase und wenn die Symptome es erlauben, motiviere zu  3 wöchentlichen Einheiten, um den Effekt zu steigern. Mindestens 12 Einheiten sind bei Knie-OA effektiver als weniger (Juhl et al. 2014, Skou et al. 2018).
  4. Biete Patientenedukation, um die Compliance zu steigern und Langzeiteffekte zu verbessern (Bennell et al. 2016, Bannuru et al. 2019, Fernandes et al. 2013, Hurley et al. 2018).
  5. Ziehe Auffrischsitzungen („follow-up-Sessions“) nach dem Programm in Betracht, um die Compliance und die Langzeitwirkung zu verbessern (Bove et al. 2017, Nicolson et al. 2017, Skou et al. 2018, Gay et al. 2016).
  6. Denke an Zusatzbehandlungen wie eine „Unloader-Orthese“ (Moyer et al. 2015) und Manuelle Therapie (Xu et al. 2017, Poulsen et al. 2013), wenn die Basis-Intervention erfolglos bleibt. Die Qualität der bestehenden Studien zur Knie- und Hüft-OA ist jedoch schlecht, und der zusätzliche Effekt einer manuellen Behandlung (Fitzgerald et al. 2016, Newberry et al. 2017, Abbott et al. 2019) oder einer Orthese/Außenranderhöhung (Parkes et al. 2013, Moyer et al. 2015) zusätzlich zur Bewegungstherapie ist ungewiss.
  7. Erwäge bei übergewichtigen Hüft- oder Kniearthrotikern  (BMI> 25) eine Gewichtsreduktion (Bannuru et al. 2019). Bei übergewichtigen Menschen verbessert eine Gewichtsreduktion von 10% die Kniegelenks-funktion um 28% (Christensen et al. 2005). Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich Schmerz und Funktion um 50% verbessern lassen, wenn das Körperwicht um 20% reduziert wird (Messier et al. 2018).

Literaturangaben

Primärquelle: Skou, S. T., & Roos, E. (2019). Physical therapy for patients with knee and hip osteoarthritis: supervised, active treatment is current best practice. Clin Exp Rheumatol, 37(Suppl 120), S112-17.