Selbstdehnung mit Mobilisation vs. Cross-body Stretching bei eingeschränkter glenohumeraler Innenrotation (GIRD)

Eine eingeschränkte Schulterbeweglichkeit steht mit verschiedenen Schulterbeschwerden in Zusammenhang („subakromialem Impingement“, internales Impingement, SLAP-Läsionen, Grossman et al. 2005, Ludewig & Cook 2002, Hall & Borstad 2018, Rose & Noonan 2018). Bei Überkopfsportlern findet sich häufig eine Einschränkung der glenohumeralen Innenrotation (GIRD) auf der dominanten Seite. 3 mögliche Gründe werden hierfür genannt: Einereduzierte Dehnbarkeit  der posterioren Kapsel, des posterioren Schultersehnenkomplexes und eine Zunahme der humeralen Retroversion (Hall & Borstad 2018). Therapeutisch  werden Dehnungen (Sleeper-Stretch, vor allem Cross-body Stretching, CbS, Mc Clure et al. 2007, Tyler et al. 2010, Yamachi et al. 2016) und Mobilisationen (Michlovitz et al. 2016) empfohlen. In der vorliegenden RCT geht es um die Frage der Effektivität von CbS vs. einer Selbstdehnung mit (vermuteter) posteriorer Gleitkomponente des Humeruskopfes bei Personen mit GIRD (? 10° Innenrotationsdefizit in 90° Abd. im Seitenvergleich, Manske et al. 2010, McClure et al. 2007, Salamh et al. 2015).

Um die Selbstdehnung mit Mobilisation  durchzuführen, standen die Teilnehmer vor einer Wand, in einem Abstand, der in etwas der doppelten Schulterbreite entsprach. Beide Ellenbogen wurden auf 90° gebeugt, beide Schultern auf etwa 90° abduziert, dann erfolgte eine horizontal Adduktion beider Schultern  bis der Humerus bilateral senkrecht zum Rumpf stand. Der Unterarm der betroffenen Seite wurde auf den gegenüberliegenden Unterarm gelegt, um eine unerwünschte Kontraktion der hinteren Schultermuskulatur zu vermeiden. Um die dorsale Gleitkraft auf das GH-Gelenk auszuüben, sollten die Teilnehmer den Rumpf nach vorne an die Wand  lehnen. Während die Teilnehmer das Gewicht des Rumpfes auf beiden Armen aufrechterhielten, wurden sie angewiesen, Rumpf und Becken durch ein Kniebeugung auf der betroffenen Seite horizontal zu verlagern, so dass  auf es auf der betroffene Schulte zu einer horizontale Adduktion kam.

Screening von  125 Personen, nach Poweranalyse wurde 40  mit GIRD inkludiert

20 Personen mit Cross-body Stretching, 2x 30 sec. mit Pause von 30 sec.

Messung sofort nach Intervention 

20 Personen Selbstdehnung mit Mobilisation, 2x 30 sec. mit Pause von 30 sec.

Messung sofort nach Intervention 

Ergebnisse:

Signifikant größere Veränderungen im Innenrotations-ROM (6°, P <.001), ROM für horizontale Adduktion (10°, P <.001) und der Schulterbeweglichkeit im Schürzengriff (-2 cm, P .018) in der SWM-Gruppe gegenüber der Cb-Stretching-Gruppe, wobei es auch hier zu signifikanten Effekten kam.

Fazit:

Eine Kombination von horizontaler Adduktion + posteriorer Gleitkomponente führt akut zu größeren Effekten auf die Schultermobilität bei GIRD als eine Cross-body-Dehnung und kann daher zur Verbesserung des Schulter-ROMs eingesetzt werden. Wichtigste Einschränkungen: Nur akute Effekte, keine Überkopfsportler, keine längerfristigen Interventionseffekte.

Literaturangaben

Primärquelle: Effects of self-stretching with mobilization on shoulder range of motion in individuals with glenohumeral internal rotation deficits: a randomized controlled trial Min-Hyeok Kang-Jae-Seop Oh – Journal of Shoulder and Elbow Surgery – 2019