Mythos – Der Zwischenfersensitz und die Hüftentwicklung bei Kindern

Der Zwischenfersensitz oder das W-Sitzen umfasst ein Sitzen mit flektierten Hüft- bzw. Kniegelenken und adduzierten sowie innenrotierten Hüftgelenken, woraus eine W-Stellung resultiert.

Nach den Ergebnissen einer prospektiven Studie wurden 17% der Familien durch Ärzte und Therapeuten darauf hingewiesen, dass der Zwischenfersensitz die Hüftentwicklung ihrer Kinder negativ beeinflussen könne. (1)

Der Zwischenfersensitz ist nicht mit einer entwicklungsbedingten Hüftdysplasie assoziiert, woraus die Autoren schließen, dass es unnötig sei, den W-Sitz zu unterbinden. (1)

In einer Studie an 3-6 Jährigen präferierten 63% spontan den Zwischenfersensitz. (2)

Das W-Sitzen steht mit einer stärkeren Innenrotation der Hüfte und einer ausgeprägteren femoralen Anteversion in Zusammenhang. (2,3,4)

Die femorale Antetorsion liegt typischerweise bereits bei der Geburt im Bereich von 30°-40° vor und erreicht mit 10-14 Jahren den Normalwert für Erwachsene von 10°-20°. (5,6,7)

Da die femorale Antetorsion bereits bei der Geburt vorzufinden ist (5) und zwar bevor der Zwischenfersensitz eingenommen wird, ist eine logische Schlussfolgerung, dass der W-Sitz für die femorale Antetorsion nicht ursächlich sein kann; vielmehr ist der Zwischenfersensitz eine bequeme Position, die der natürlichen Rotation der Knochen in dieser Altersspanne entgegenkommt. (8)

Qualitativ hochwertige, prospektive Studien, die den Zwischenfersensitz mit verschiedenen funktionellen Abnormalitäten in Verbindung bringen, existieren nicht. (1)

Eine Korrektur ist demnach in der Mehrzahl der Fälle nicht notwendig, da sich das W-Sitzen mit der Zeit von selbst reduziert. Auch bei Kindern erscheint es sinnvoll, verschiedene Sitzvarianten zu fördern. Der Zwischenfersensitz ist aber per se kein Problem. (8)

Literaturangaben

  1. Rethlefsen, S. A., Mueske, N. M., Nazareth, A., Abousamra, O., Wren, T., Kay, R. M., & Goldstein, R. Y. (2020). Hip Dysplasia Is Not More Common in W-Sitters. Clinical pediatrics, 59(12), 1074–1079. https://doi.org/10.1177/0009922820940810
  2. Altinel, L., Köse, K. C., Aksoy, Y., I?ik, C., Er?an, V., & Ozdemir, A. (2007). Anaokulu çocuklarinda kalça rotasyon dereceleri, içe dönük yürüme sorunu ve oturma ali?kanliklari: 1134 olgunun analizi [Hip rotation degrees, intoeing problem, and sitting habits in nursery school children: an analysis of 1,134 cases]. Acta orthopaedica et traumatologica turcica, 41(3), 190–194.
  3. Staheli, L. T., Chew, D. E., & Corbett, M. (1987). The longitudinal arch. A survey of eight hundred and eighty-two feet in normal children and adults. The Journal of bone and joint surgery. American volume, 69(3), 426–428.
  4. Gonzales, A. S., Saber, A. Y., Ampat, G., & Mendez, M. D. (2021). Intoeing. In StatPearls. StatPearls Publishing.
  5. Crane, J. (2008). Internal rotational deformities of the lower limb. Nat Hist, 1-13.
  6. Lovell, W. W., Winter, R. B., Morrissy, R. T., & Weinstein, S. L. (Eds.). (2006). Lovell and Winter’s pediatric orthopaedics (Vol. 1). Lippincott Williams & Wilkins.
  7. Fabry, G., MacEwen, G. D., & Shands, A. R., Jr (1973). Torsion of the femur. A follow-up study in normal and abnormal conditions. The Journal of bone and joint surgery. American volume, 55(1726–1738.
  8. Honig, E. L., Haeberle, H. S., Kehoe, C. M., & Dodwell, E. R. (2021). Pediatric orthopedic mythbusters: the truth about flexible flatfeet, tibial and femoral torsion, W-sitting, and idiopathic toe-walking. Current opinion in pediatrics, 33(1), 105–113. https://doi.org/10.1097/MOP.0000000000000977