Kontextfaktoren in der Praxis

Der Kontext ist wichtig

Verbesserungen, die wir in der Praxis wahrnehmen, haben mit weit mehr zu tun als mit einer bestimmten Behandlungstechnik bzw. einer bestimmten Behandlungsform.

Die folgenden Kontextfaktoren sind als wirksame Einflussfaktoren für die Ergebnisse einer Physiotherapie untersucht .

Eine Übersicht über dieses Thema findet sich in den Übersichtsarbeiten: 

A) Merkmale des Physiotherapeuten:

Professionalität (Fachwissen, Qualifikation, Ruf, Ausbildung); Einstellung (Verhalten, Überzeugungen, Erwartungen, frühere Erfahrungen); Erscheinungsbild (Arbeitskleidung, weißer Kittel, Vertrauenswürdigkeit).

B) Merkmale des Patienten:

Einstellung (Erwartungen, frühere Erfahrungen, Behandlungsgeschichte, Vorlieben, Wünsche und Emotionen); Ausgangslage (Grad der Symptome, Komorbidität, Gesundheitszustand, Geschlecht, Alter).

C) Beziehung zwischen Patient und Physiotherapeut:

verbale Kommunikation (positive Botschaft, Tonfall, aktives Zuhören, Vorschläge zur Unterstützung und Ermutigung, sprachliche Entsprechung, Warmherzigkeit, Aufmerksamkeit, Fürsorglichkeit, einfühlsame Interaktion); nonverbale Kommunikation (Blickkontakt, fürsorglicher Gesichtsausdruck, Lächeln, Körperhaltung, Gestik Kopfnicken, , offene Körperhaltung).

D) Behandlungsmerkmale:

therapeutische Berührung (emotional, einfühlsam, affektiv); Modalität (Grad der Invasivität, offene Anwendung, beobachtendes/soziales Lernen); Posologie (personalisierte Behandlung, Behandlung durch denselben Physiotherapeuten, Sauberkeit, angemessene Dauer der Konsultation, Pünktlichkeit, Flexibilität bei Patiententerminen, rechtzeitige und effiziente Behandlung, angemessene Häufigkeit, Dauer und Nachbereitung der Therapie); Marketing (Marke, Preis, Neuheit, Ritual).

E) Merkmale der Gesundheitseinrichtung:

positive Ablenkungsfaktoren (natürliches Licht, niedriger Geräuschpegel, entspannende und sanfte Musik, angenehme Aromen, angemessene Temperatur); unterstützende Hinweise (gut sichtbare und leicht lesbare Schilder, Informationen über Parkplätze, zugängliche Eingänge, klare und konsistente mündliche oder schriftliche Wegbeschreibungen, Informationsstände und zugängliche elektronische Informationen); Komfortelemente (Fenster und Oberlichter, intime therapeutische Umgebungen, guter Zugang zu Serviceleistungen, günstige Praxiszeiten, Lage, Parkplätze und verfügbares und ansprechbares Hilfspersonal); Dekorationen und Ziergegenstände (Blumen, Wasser, Pflanzen, Garten, Farben).

Fazit:

Aus pragmatischer Sicht stellt die Beeinflussung des Gesundheitskontextes in Kombination mit der besten evidenzbasierten Therapie eine Gelegenheit dar, Placeboeffekte auszulösen und Noceboeffekte zu vermeiden, wobei der ethische und Verhaltenskodex eingehalten wird.

Literaturangaben

Primärquelle: Rosettini et al. (2020) Context matters: the psychoneurobiological determinants of placebo, nocebo and context-related effects in physiotherapy